Tool 3

Einbettung menschenwürdiger Arbeit in Unternehmensprozesse und -systeme


KPIs für Einkäufer*innen

Die in Abschnitt 1: "Dilemmata in Bezug auf menschenwürdige Arbeit lösen" dargelegten Gespräche und Prozesse sollen im Kern dazu beitragen, die Erwartungen des Unternehmens an Einkäufer*innen in Bezug auf menschenwürdige Arbeit zu klären. Dies erstreckt sich auch auf die Ziele, Indikatoren und Anreize, mit denen ihre Leistung gemessen und belohnt wird.

Im Idealfall sollten die Zielvorgaben und Leistungsindikatoren für Einkäufer*innen aus den Bemühungen von Unternehmen resultieren, kommerzielle und soziale Ziele für ihre Beschaffungsentscheidungen aufeinander abzustimmen. Wenn Einkäufer*innen Anreize geboten werden, verantwortungsbewusste Beschaffungsverhaltensweisen und -praktiken anzuwenden, ist es wahrscheinlicher, dass sie bei den Lieferanten, mit denen sie interagieren, Veränderungen vorantreiben.

Die folgenden Beispiele können Überlegungen zur Anpassung oder Aufnahme verantwortungsvoller Beschaffungs-KPIs in die Leistungsanforderungen der Einkäufer*innen anregen. In Anbetracht der Tatsache, dass Einkäufer*innen innerhalb des Unternehmens die Position wechseln können (z.B. von einer Kategorie in eine andere), können solche KPIs auch für das allgemeine Leistungsmanagementsystem einer Einkaufsabteilung verwendet werden.

  • Jahr 1

    Kommunikation

    Wissen des/der Einkäufer*in über menschenwürdige Arbeit und Engagement von Lieferanten

    • Einkäufer*in hat an einer Schulung teilgenommen, um den Verhaltenskodex/Kodex zu Arbeitsbedingungen des Unternehmens zu verstehen
    • Einkäufer*in hat an einer Schulung zu menschenwürdiger Arbeit und der Einbeziehung von Lieferanten zu diesem Thema teilgenommen
    • Einkäufer*in hat Produktionseinheiten besucht
    • Einkäufer*in kann nachweisen, dass er/sie versteht, wie sich die Einkaufspraktiken des Unternehmens auf menschenwürdige Arbeit auswirken (z.B. ob sich die Preisstrategie auf die Löhne der Mitarbeitenden des Zulieferers auswirkt)
  • Jahr 2

    Engagement

    Internes Engagement und Lernen

    • Anzahl der Gespräche mit relevanten Geschäftseinheiten über potenzielle Konflikte zwischen Geschäftszielen und sozialer Verantwortung
    • Beispiele für eine Veränderung der Qualität von Gesprächen mit anfordernden Geschäftseinheiten/Stellen, die ein Verständnis der potenziellen Auswirkungen auf menschenwürdige Arbeit in der Lieferkette im Zusammenhang mit einer bestimmten Kaufentscheidung illustrieren (Impact KPI)

    Engagement und Schulung von Lieferanten

    • Anzahl der Interaktionen (Telefonanrufe/Treffen) mit Zulieferbetrieben außerhalb von Vertragsverhandlungen zur Erörterung der Umsetzung menschenwürdiger Arbeit für deren Mitarbeiter*innen
    • Anzahl der Lieferanten, die zu menschenwürdiger Arbeit geschult wurden (kann in Zusammenarbeit mit dem Teams für Nachhaltigkeit/verantwortungsvolle Beschaffung erfolgen, sollte aber vom Einkauf gesteuert werden)
    • Anzahl der Programme, die in Zusammenarbeit mit Zulieferbetrieben durchgeführt werden, um Kapazitäten aufzubauen, die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter*innen von Zulieferbetrieben zu verbessern
    • Beispiele für Fälle, in denen Lieferanten Informationen über die Auswirkungen einer bestimmten Kaufanfrage auf die Gewährleistung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten der Lieferanten zurückgemeldet haben (Wirkungs-KPI)
  • Jahr 3 und danach

    Wirkung verstehen

    Integration von menschenwürdiger Arbeit in Vertragsprozesse

    • Anzahl und Volumen von Verträgen, bei denen Überlegungen zu menschenwürdiger Arbeit in eine spezifische Kaufentscheidung einbezogen wurden (über z.B. die schriftliche Bestätigung des Lieferanten über die Einhaltung des Verhaltenskodex hinausgehend)
    • Beispiele für spezifische Vorteile, die sich aus Verträgen ergaben, bei denen Überlegungen zu menschenwürdiger Arbeit in Kaufentscheidungen einflossen (z.B. erhöhte Produktivität, Lieferzuverlässigkeit oder Produktqualität, die mit menschenwürdigen Arbeitsbedingungen verbunden werden können) (Wirkungs-KPI)

    Feedback und Lernen

    • Der/die Einkäufer*in nutzt die verfügbaren Feedback-Kanäle, um relevante Manager*innen/Drittparteien auf Konflikte zwischen Geschäftsanforderungen und menschenwürdiger Arbeit für die Mitarbeiter*innen des Zulieferers aufmerksam zu machen (dies ist positiv zu werten!)
    • Die Anzahl der Beschwerden von Mitarbeiter*innen des Lieferanten/Lieferanten über die Auswirkungen der Forderungen des/der Käufer*in. Dies erfordert einen Lieferanten-Beschwerdekanal, den Lieferanten/Lieferantenmitarbeiter*innen sich zu nutzen trauen (z.B. anonym, leicht zugänglich und benutzerfreundlich)
    • Nachweise darüber, dass die Beschwerden von Lieferanten/deren Beschäftigten über die Auswirkungen der Forderungen der Einkäufer*innen geprüft und vom Käufer in zufriedenstellender Weise behandelt wurden

    Breitere Leistung der Lieferanten

    • Beispiele spezifischer Ansätze des Lieferanten zur Förderung menschenwürdiger Arbeit, die über die Auswirkungen der Forderungen von Einkäufer*innen hinausgehen/Anzahl der Beschwerden von Beschäftigten zusätzlich zu den bereits erwähnten